30.09.2024 MCube
KI-gesteuertes „MCube Wiesn Shuttle“ im Testbetrieb
Das größte Volksfest der Welt als Härtetest für künstliche Intelligenz: Zum ersten Mal stellt sich ein autonom gesteuertes Fahrzeug dem besonders dichten Verkehr rund um das Münchner Oktoberfest. Unter Leitung der Technischen Universität München (TUM), Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik, hat der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (MCube) das vollautomatisierte „Wiesn Shuttle“ entwickelt. An zwei Tagen Ende September hat das Team autonomes Fahren unter extremen Rahmenbedingungen getestet.
Reger Stadtverkehr, unberechenbare Fußgängerströme, Fahrräder, Rikschas und andere Verkehrsteilnehmende – auch verkehrstechnisch herrscht während des Oktoberfests rund um die Theresienwiese eine besondere Situation. Mit modernen Sensoren und Computertechnik ausgerüstet, stellt sich das TUM-Versuchsfahrzeug EDGAR der Herausforderung. Das Team ist sich sicher, dass die Künstliche Intelligenz (KI) die Aufgabe mit Bravour bewältigen wird, im Notfall kann aber jederzeit ein Mensch in die Fahrt eingreifen. Autonomes Fahren ist einer der vielversprechendsten Bausteine für die Verkehrswende.
Unfallfrei und sicher unterwegs
Als Test-Fahrgäste stellten sich am 25. September Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, TUM-Präsident Professor Thomas F. Hofmann und der Referent für Arbeit und Wirtschaft, Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner, zur Verfügung. Der Rundkurs führte rund 20 Minuten lang durch die Gegend um das Volksfestgelände.
Am 26. September konnten sich auch alle anderen Gäste des Oktoberfests für eine Fahrt mit dem autonomen Shuttle anmelden.
Erfolgreiche Rennsport-Technologie im Einsatz
Wichtige Grundlagen für das „Wiesn Shuttle“ kommen aus dem autonomen Motorrennsport. Seit 2022 nimmt das Team um Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der TUM, MCube Co-Director und Sector Head Mobility des Munich Institute for Robotics and Machine Intelligence, an verschiedenen internationalen Rennserien teil. „Ohne menschlichen Fahrer oder Fernsteuerung, allein mit der überlegenen autonomen Software, konnte das Team bereits zahlreiche Siege einfahren, zuletzt im April auf der Formel 1-Strecke in Abu Dhabi. Selbst ohne Kontakt zu einem Navigationssatelliten, etwa in Tunneln, navigiert das Fahrzeug sicher“, sagte Lienkamp. Als Partner von MCube bringt die TUM diese Technik in den Cluster mit ein.
Open-Source-Ansatz: Mehr Sicherheit und Wissenstransfer
Eine Besonderheit des Projekts ist die Offenlegung des Quellcodes der eingesetzten Software. Dadurch sind alle sicherheitsrelevanten Mechanismen auch von externen Fachleuten einsehbar und überprüfbar. Mögliche Schwachstellen können so von einer riesigen weltweiten Community identifiziert und vom Projektteam dann umgehend behoben werden. Kommerzielle Anbieter hingegen halten ihre Quellcodes meist streng geheim. Geht es nach Lienkamp, soll der Open-Source-Ansatz in Zukunft nicht nur in der Forschung zum Einsatz kommen, sondern dafür sorgen, dass auch kommerzielle autonome Fahrzeuge nachvollziehbar und sicher fahren.
MCube – Der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen
Das „Wiesn Shuttle“ ist ein Leuchtturmprojekt des vom BMBF seit über drei Jahren geförderten Zukunftsclusters „MCube – Der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen“. MCube, aus der Technischen Universität München heraus geleitet, entwickelt skalierbare Mobilitätslösungen mit Modellcharakter für Metropolregionen in Deutschland und weltweit. Die 50 MCube-Partner setzen sich für eine nachhaltige, effiziente und sozial gerechte Mobilität ein, mit dem Ziel, Sprunginnovationen mit großer wirtschaftlicher Wirkmacht und hohem Lösungspotenzial für globale Herausforderungen zu realisieren. MCube ist einer von 14 geförderten Zukunftsclustern des BMBF.