23.05.2025 MCube
ÖPNV-Studie in Berlin vorgestellt
Wie wirtschaftlich relevant ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland wirklich? Diese Frage stand im Zentrum einer neuen wissenschaftlichen Untersuchung „ÖPNV als milliardenschwerer Wirtschaftsbooster“, die der Zukunftscluster MCube gemeinsam mit der Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR und der Deutschen Bahn durchgeführt hat.
Die Ergebnisse der Studie wurden nun in Berlin vor Fachverbänden, Politik und Presse vorgestellt. Sie haben deutschlandweit große Aufmerksamkeit erzeugt: In über 300 Beiträgen haben Medien darüber berichtet. Die zentrale Botschaft: Der ÖPNV ist nicht nur ein wichtiges Mobilitätsangebot, sondern ein leistungsstarker, vielfach unterschätzter Wirtschaftsfaktor.
Eine fundierte Grundlage für Mobilitätspolitik
Um die Mobilität der Zukunft vorausschauend gestalten zu können, braucht es belastbare Zahlen und Fakten – nicht Annahmen oder Einzelfalldebatten. Genau hier setzt MCube als vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderter Zukunftscluster an. In Zusammenarbeit mit über 80 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung bringt der Zukunftscluster Mobilitätsinnovationen aus der Forschung in die Anwendung – datenbasiert, technologieoffen und gesellschaftlich verankert.
Die nun vorgelegte Studie - die sich unter anderem auf die Methodik des MCube Projekts SASIM stützt - liefert erstmals eine systematische volkswirtschaftliche Analyse des ÖPNV in Deutschland. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten unter anderem Straßenbahnen, U- und S-Bahnen, Stadt- und Regionalbusse und -züge. Im öffentlichen Diskurs wird der ÖPNV häufig mit hohen Kosten assoziiert – die Studie zeigt jedoch: Er ist ein milliardenschwerer Wirtschaftsmotor.
75 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr
Der ÖPNV generiert jährlich eine Bruttowertschöpfung von rund 75 Milliarden Euro – bei etwa 25 Milliarden Euro an Kosten. Diese Wertschöpfung setzt sich aus drei zentralen Bereichen zusammen:
- Direkte und indirekte Effekte in der Branche selbst, etwa durch Beschäftigung, Planung, Betrieb und Zulieferstrukturen.
- Ausstrahlungseffekte auf andere Sektoren, etwa im Einzelhandel, Tourismus, Immobilienbereich und insbesondere im Pendelverkehr.
- Gesellschaftliche Einsparungen durch vermiedene externe Kosten – z. B. durch weniger Emissionen, Lärm, Unfälle und Flächenverbrauch.
Darüber hinaus wurden qualitative Effekte berücksichtigt, etwa der Beitrag des ÖPNV zu Innovation, sozialer Teilhabe, Gesundheitsförderung und städtischer Aufenthaltsqualität.
Zukunftsszenario: 100 Milliarden Euro Investition – 479 Milliarden Euro Rückfluss
Die Studie untersucht zudem ein ambitioniertes, aber realistisches Zukunftsszenario: Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Euro von 2020 bis 2030 – davon 70 Milliarden für den Erhalt des Status quo und 30 Milliarden für den Ausbau. Die Folge: Eine Verdopplung der Transportleistung und ein Anstieg der jährlichen Wertschöpfung auf rund 162 Milliarden Euro. Kumuliert ergäbe sich bis 2030 ein wirtschaftlicher Rückfluss von rund 479 Milliarden Euro – ein Return on Investment von 1:5.
Der ÖPNV als Fundament moderner Wirtschaftspolitik
Die Ergebnisse machen deutlich: Der ÖPNV ist weit mehr als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Er ist ein ökonomischer Leistungsträger, eine Plattform für Beschäftigung und Innovation sowie ein zentraler Baustein für nachhaltige Stadtentwicklung. Die Studie schafft eine evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage – für die kommunale und nationale Mobilitätspolitik gleichermaßen.
Erstellt wurde die Analyse von MCube Consulting, dem Beratungsarm des Zukunftsclusters MCube. Der Zukunftscluster MCube ist gefördert vom BMFTR und koordiniert von der TU München.